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Yeşilay’dan

Bağımlılıkla

Mücadelede

Eğitim Seferberliği

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Spielstörung als Krankheit

bestimmt und in das ICD-Diagnosebuch eingetragen. Wir sprachen mit Dr.

Daniel Spritzer, Vorstandskoordinator der Internationalen Vereinigung für

Verhaltensforschungen (ISSBA), über Spielsucht, die Kinder und Jugendliche und

die Entwicklungen in der Welt b droht.

Was ist die aktuelle Situation in der

Welt was Technologie und Spielsucht

betrifft?

Wir leben in einer Welt, die tief von

der Technologie geprägt ist. Dies wirkt

sich auf die Art und Weise aus, wie wir

mit anderen kommunizieren, wie wir

lernen und gleichzeitig wie wir uns

amüsieren. Der Versuch, die gesunden

und schädlichen Aspekte dieser sich

schnell wandelnden Verhaltensweisen

zu verstehen, ist eine herausfordernde

Aufgabe für Psychiater.

Seit den 1990er Jahren untersuchen

Forscher die intensive und problematische

Nutzung von Internet und Spielen.

Hunderte von Studien wurden in

verschiedenen Ländern auf der ganzen

Welt durchgeführt, um Erkenntnisse zu

sammeln, die große Fortschritte in diesem

Bereich ermöglichen.

Neben der internationalen

wissenschaftlichen Gemeinschaft

erkennen Fachleute und Regierungen

im Bereich der psychischen Gesundheit

an, dass andere digitale Produkte, wie

digitale Spiele, soziale Netzwerke und

Online-Pornografie, bei einigen Nutzern

schädliche Auswirkungen bis hin zu

psychischen Störungen verursachen

können.

Was wird unternommen und was ist

geplant, um die öffentliche Gesundheit

zu schützen?

Die Einbeziehung der Spielsucht, in die

von der Weltgesundheitsorganisation

erstellte, 11. Überprüfung der

internationalen Klassifikation von

Krankheiten ist ein wichtiger Schritt

für die öffentliche Gesundheit. Die

Bereitstellung eines evidenzbasierten

Rahmens, der zu besseren

Diagnoseverfahren für dieses

Gesundheitsproblem führt, fördert

die wissenschaftliche Forschung und

erleichtert und legitimiert den Zugang zu

relevanten Gesundheitsdiensten.

Aber hier ist es wichtig, den Unterschied

zwischen “spielen“ und “Spielsucht“

deutlich zu machen. Spielen ist für viele

Kinder, Jugendliche und Erwachsene eine

wichtige Freizeitbeschäftigung und spielt

eine zunehmende Rolle in den Bereichen

Bildung, Gesundheit und Kultur. Spielen

wird nur dann als Spielstörung angesehen,

wenn es problematisch wird und zu einer

erheblichen Verschlechterung, dies tritt

bei einer sehr kleinen Anzahl von Spielern

auf, des Lebens führt. Daher ist die

Entwicklung von Präventionsmaßnahmen,

die wirksam sein können, ohne das

normale Verhalten zu beeinträchtigen

(Förderung einer sichereren Verwendung

bei gleichzeitiger Maximierung des

Nutzens dieser hochinteressanten und

beliebten Aktivität), eine Herausforderung

für alle relevanten Interessengruppen.

Welche Rolle spielt die Zivilgesellschaft

in dieser Angelegenheit?

Die Technologie wird nicht nur in einem

bestimmten Wissensgebiet eingesetzt,

es gibt aber auch kein bestimmtes

Fachgebiet, in dem die Technologie

gezielt eingesetzt wird. Ebenso kann

die problematische Verwendung von

Spielen aus der Sicht vieler verschiedener

beteiligter Gruppen (Spieler und ihre

Familien, Industrie, Gesundheits- und

Bildungssystem, Presse, Wissenschaft,

Regierung) verstanden werden.

Die Zivilgesellschaft kann eine wichtige

Rolle bei der Bekämpfung der Spielsucht

spielen, indem sie auf die schädlichen

Auswirkungen des übermäßigen Spielens

aufmerksammacht, gesellschaftsnahe

Präventionsstrategien entwickelt und

innovative Ansätze entwickelt, die auf

einem realistischen Bild dessen basieren,

was tatsächlich benötigt wird. Denn

dies kann die am stärksten gefährdeten

Gruppen erreichen und verfügt über

wertvolle Informationen, wie die

Nichtregierungsorganisationen diesen

Gruppen am besten helfen können.

Was halten Sie von den Bemühungen

des Grünen Halbmondes, die Sucht zu

bekämpfen?

Der Grüne Halbmond arbeitet

gegen alle Abhängigkeiten mit einer

menschlichen und evidenzbasierten

Perspektive. In dieser Hinsicht ist es

eine herausragende Organisation im

internationalen Bereich. Ursprünglich

entwickelte Präventionsprojekte in

der Türkei haben sich heute in vielen

Ländern der Welt verbreitet. Er hat ein

unglaubliches Potenzial, die Öffentlichkeit

zu sensibilisieren, Behandlungs- und

Rehabilitationsdienste anzubieten

sowie Interessenvertretung zu leisten,

umfassend zusammenzuarbeiten und

Menschen mit Spielsucht und ihren

Familien zu helfen.

Interview: Sara Evli

DR. DANIEL SPRITZER:

“ONLINE SPIELEN IST EINE

KRANKHEIT, WENN ES DAS

LEBEN BEEINFLUSST”

Er arbeitet als Kinder- und

Jugendpsychiater in Porto

Alegre, Brasilien. Er ist der

Vorstandskoordinator der

Internationalen Vereinigung für

Verhaltensforschungen (ISSBA). Seit

2006 koordiniert er die Arbeitsgruppe

für technologische Abhängigkeiten,

die sich mit den Auswirkungen

technologischer Instrumente auf die

psychische Gesundheit von Kindern

und Jugendlichen befasst.

WER IST DR. DANIEL SPRITZER?

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